Die Missionsgabe ist eine nicht rational erklärbare Fähigkeit, die von Gott geschenkt wird um sich mit einer anderen als der eigenen Kultur auseinander zu setzen und in ihr für eine bestimmte Zeit als „Einheimischer“ zu leben, ohne dabei die eigene Identität zu verlieren. Diese Menschen haben die Fähigkeit sich ganz auf die andere Kultur einzulassen und darin Heimat zu finden, ohne die eigene Identität zu verlieren. Es sind Brückenbauer zwischen der eigenen und der anderen Kultur.

Kulturelle Brücken
Es gibt Leute, die schnell von einer Kultur in eine andere wechseln können. Oft sind das Menschen, die in mehreren Kulturen gelebt haben. Sie sind bi-kulturelle Persönlichkeiten, die Menschen helfen können, kulturelle Unterschiede zu überspringen. In der missionarischen Wissenschaft sprechen wir in solchen Situationen von einer „kulturellen Brücke“. Bi-kulturelle Menschen haben häufig Heimweh nach der Kultur, in der sie gerade nicht sind. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum sie gerne reisen.
Als moderne Gläubige müssen wir erkennen, dass wir Kirchengemeinden brauchen, die auf dieses kulturelle Mosaik reagieren können.

Diese Missionsgabe ist für die mobile Kirche notwendig, im Unterschied zur lokalen Kirche. In der kategorialen Seelsorge antwortet die Kirche auf Nöte, die die lokale Kirche vor Ort nicht erfüllen kann. In der Seelsorge, Begleitung und Beratung von Menschen, die durch sexuellen Missbrauch verletzt worden sind, gibt die mobile Kirche Antwort. Daher sind überregionale seelsorgliche Zentren und Beratungseinrichtungen notwendig.

Menschen, die in der frühen Kindheit sexuellen Missbrauch erlebt haben, leben in einer eigenen Kultur.  Wenn wir die Kultur als Gesamtheit der Methoden betrachten, die einem helfen, mit den Aufgaben des Lebens fertig zu werden, so sehen wir den Überlebenden eines sexuellen Traumas immer als Spezialisten. Der Überlebende ist der Spezialist, weil er überlebte und gelernt hat, auf hässliche Situationen entsprechend zu reagieren. Allerdings ist die ehemalige Reaktion im gegenwärtigen Leben nicht mehr brauchbar und hilfreich und das bereitet Schwierigkeiten für ihn.
Dies bedeutet für ihn, im späteren Alter eine neue Kultur zu erlernen, eine andere Kultur als die Kultur des Traumas, die er als Kind erlernt hatte, um zu überleben. Das Trauma hat einen Bruch in seinem Entwicklungsprozess verursacht, z.B. wie sich die verschiedenen gefühlsmäßigen Altersstufen in seinem Leben in den Beziehungen (Metapher: „inneres Kind“) auswirken.

Aspekte der Kultur des sexuellen Missbrauches in der frühen Kindheit, die immer wieder in der Begleitung vorgefunden werden: 

  • Der Überlebensdrang
  • Sexueller Missbrauch als gefühlsmäßiger Mord
  • Sexueller Missbrauch durch Eltern bedeutet „den Selbstmord“ der Elternschaft
  • Selbstmord als ein Wunsch, den Täter umzubringen
  • Diskfunktionale Beziehungen
  • Traumatisierte Sexualität
  • Treuebruch
  • Hilflosigkeit
  • Stigmatisierung

Welche Werte finden wir in jeder Kultur, in jedem Menschen, und im Reich Gottes?

Im Begleitungsprozess können wir immer auf die Basiswerte die wir in jeder Kultur, in jedem einzelnen Menschen und im Reich Gottes vorfinden, zurückgreifen: 

Friede, Freude, Gerechtigkeit im Heiligen Geist (Röm. 14,17), Glaube, Hoffnung, Liebe (1. Kor. 13,13) und Gottesfurcht (Spr. 1,7).

Diese Werte sind allen gemeinsam und helfen uns auch Menschen zu begleiten die nicht im Christentum verankert sind, aber diese Werte anerkennen.

Diese Gaben besitzt jeder Mensch, weil er ein Geschöpf Gottes ist. Dies bedeutet auch, dass wir die jeweilige "Kehrseite der Medaille" in der Begleitung berücksichtigen müssen.

  • Gerechtigkeit - Ungerechtigkeit, das Ergebnis ist Ärger, Wut, Zorn,
  • Frieden - Kampf, Krieg,
  • Freude - Traurigkeit,
  • Glaube - Unglaube,
  • Hoffnung - Verzweiflung,
  • Liebe - Hass,
  • Gottesfurcht - menschliche Angst.